05.05.2021

Modulbauweise: Was sind die Vor- und Nachteile?

Schnell, flexibel und umweltfreundlich: Die Modulbauweise boomt und steht für modernes Wohnen. Doch was sind die Vor- und Nachteile?

Text von Tamara Effler, Content & PR Manager

 

Manche denken bei modularem Bauen an übereinandergestapelte Container. Außerdem werden doch nur Spitäler oder Garagen in Modulbauweise gebaut, oder etwa nicht? Ein Vorurteil, ist das Bauen in Modulen doch flexibel, schnell und kostengünstig. Individuelle Bauprojekte können damit genauso unkompliziert umgesetzt werden wie der Zubau an bestehende Gebäude. Dem modularen Bauen wird weltweit eine wahrer Boom vorhergesagt. Der Markt soll jährlich um 6,4 Prozent wachsen und 2027 ein Volumen von fast 192 Milliarden US-Dollar erreichen. Diese Zahlen bestätigen, dass modulares Bauen gekommen ist, um zu bleiben. Die Vor- und Nachteile der Trend-Bauweise im Überblick.

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Modulbauweise: Elemente werden vorproduziert und auf der Baustelle zusammengesetzt.

Was bedeutet „Modulbauweise“?

Zuerst ist die Frage zu klären, was unter Modulbauweise verstanden wird. Laut Wikipedia ist es ein Bauverfahren, bei dem Teile des Bauwerkes, zum Beispiel die Fassade, vorgefertigt und nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt werden. Auf der Baustelle wird nur noch montiert und nicht hergestellt. Es gibt drei unterschiedliche Arten:

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Skelettbauweise

Ein Holz-, Stahl- oder Stahlbetonrahmen ist das Grundgerüst. Die Wand- und Bodenplatten werden vorproduziert und ins Gerüst montiert. Der große Vorteil der Skelettbauweise ist, dass Räume und Aussehen des Hauses individuell festgelegt werden können.

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Großtafelbauweise

Bei dieser Art des modularen Bauens werden die vorproduzierten Boden- und Wandplatten zusammengesetzt. Sie wird auch Plattenbauweise genannt. Fertighäuser werden auf diese Weise produziert.

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Container- bzw. Raumzellenbauweise

Die Einheiten sind vollständig vormontiert und werden mit Schwertransportern geliefert. Oft sind die Module innen bereits komplett ausgestattet und werden vom Baukran nur noch an Ort und Stelle platziert. Ein Sonderformat dieser Modulbauweise ist das Tiny House. Das Grundmodul aus Wohn- und Schlafbereich, Küche sowie Badezimmer wird individuell gefertigt und komplett geliefert. Eine Wohneinheit lässt sich mit weiteren Modulen ergänzen.

Was spricht für die modulare Bauweise?

1. Zeit- und Geldersparnis

Durch die Vorproduktion von einzelnen Elementen wird der gesamte Hausbau planbarer. Kosten lassen sich besser kalkulieren, und es kommt zu einer verkürzten Bauzeit. Um die Hälfte weniger Energieverbrauch, 50 Prozent weniger Abfall und ein Drittel weniger Zeit: So fasst der Experte Richard Harris, Head of Capital Work Services EMEA (Hotels & Hospitality) die Vorteile des modularen Bauens im Home Report zusammen.

2. Unabhängig von Wetter und Tageslicht

Wird das Haus in Modulbauweise errichtet, ist es egal, ob es schneit, regnet oder wie lange es hell ist. Denn die Elemente werden in einer Fabrik vorgefertigt und nicht erst auf der Baustelle hergestellt. Die Expertin Oana Horx-Strathern berichtet im Home Report, dass modulares Bauen vor allem in Kanada, Finnland und Schweden beliebt ist. In Schweden werden bereits 85 Prozent aller Neubauten in Modulbauweise errichtet. Die Gründe sind schnell gefunden. Kürzere Tageslichtperioden und extremes Wetter machen traditionelle Baumethoden in diesen Ländern schwieriger als in beispielsweise in Zentraleuropa.

3. Universell einsetzbar

Die Zeiten, in denen modulares Bauen mit Gewerbeimmobilien, Studentenwohnungen und Schulen gleichgesetzt werden, sind vorbei. Mittlerweile werden Hochhäuser und ganze Stadtviertel in dieser Bauweise errichtet. Nicht zu vergessen Fertighäuser, die ebenfalls in Produktionsstätten vorproduziert werden. Privat oder Gewerbe, Container oder modernes Einfamilienhaus: Die modulare Bauweise kennt viele Einsatzmöglichkeiten.

Die 3 Contras der Modulbauweise

1. Wenig Individualität

Sonderwünsche bleiben bei der modularen Bauweise teilweise auf der Strecke. Die Individualität beschränkt sich auf die vorgegebenen Elemente. Die Zeit- und Kosteneinsparungen können schlicht nur realisiert werden, wenn in höherer Stückzahl produziert wird. Fassaden und Innenraumaufteilungen lassen sich dennoch in den meisten Fällen gut gestalten.

2. Mehr Planung

Planung ist beim Hausbau prinzipiell das A und O. Entscheiden Sie sich für die Modulbauweise, gilt dies umso mehr, da die Module präzise vorgefertigt werden müssen, damit sie bei der Montage auch millimetergenau zusammenpassen. Ein Modulhaus ist kein Massivbau, daher muss mehr Aufwand für die Schall- und Wärmedämmung eingeplant werden.

3. Aufwendiger Transport

Vor allem bei großformatigen Modulen ist der Transport von der Produktionsstätte zur Baustelle eine Herausforderung und mit einem erhöhten Aufwand verbunden. Es kommen Schwertransporter zum Einsatz, und die Transporte inklusive der Streckenführung müssen bei den Behörden angemeldet werden. Die einzelnen Module müssen brücken- und tunneltauglich sein. Das bedeutet, dass die Abmessungen in Breite (circa sechs Meter), Höhe (circa vier Meter) und Länge (circa zwanzig Meter) limitiert sind.