10.01.2022

Möbeldesign: Kunst trifft Funktion

Der Designer Moritz Pröll schafft innovative Konzepte, die es in dieser Form noch nicht gibt. Seine Möbelstücke sollen Emotionen hervorrufen, Geschichten erzählen und zum Denken anregen. Ein Interview mit dem jungen Designer. 

Text und Interview von Anna-Maria Felbermayer, Content & PR Management

 

Der Linzer Designer Moritz Pröll hat mit seiner Marke Moritz Proell Design für Aufsehen gesorgt. Seine Stücke sind außergewöhnlich und einzigartig mit zeitlosem Charakter. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft und was Design für ihn persönlich bedeutet.  

RX: Moritz Proell Design steht für außergewöhnliche und exklusive Möbelstücke, welche die Grenze zwischen Kunstobjekt und funktionalem Möbel verschwinden lässt. Wie kann man sich das vorstellen?

Moritz Pröll: Der Leitsatz „Kunst trifft Funktion“ steht in jedem meiner Entwürfe im Vordergrund. Damit meine ich funktionale Möbel, die beispielsweise als Bücherregal oder Stauraummodul im Alltag dienen, aber genauso auch den künstlerischen Aspekt dahinter. Ich lege viel Wert auf Ästhetik und Formensprache. 

Was macht Ihre Möbelstücke so einzigartig?

Pröll: Das Erscheinungsbild und die Wirkung sind bei meinen Möbelstücken einzigartig. Möbel sind Blickfänge, die den Raum ergänzen und die Atmosphäre auflockern. Der Kunstaspekt wird in den Vordergrund gestellt, jedoch erfüllt jedes meiner Möbelstücke weiterhin die Funktionalität. 

© Moritz Pröll
Moritz Pröll schafft Designinnovationen, die es in der Form noch nicht gibt.

Wie designen Sie ein Bücherregal? 

Pröll: Bei mir steht ein Konzept mit einem innovativen Aspekt dahinter. Mein neuestes Projekt ist beispielweise ein geschwungenes Bücherregal. Durch die geneigten Regalfächer werden Buchstützen überflüssig und ein ungewolltes Kippen der Bücher verhindert. Dies macht das Möbelstück so außergewöhnlich.

Überwiegt eher die Funktionalität oder das Design?

Pröll: Design schließt die Funktionalität mit ein. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch am Erscheinungsbild und der Wirkung im Raum. 

Welche Produkte findet man bei Ihnen?

Pröll: Primär designe ich freistehende Möbel, die man als Blickfang oder Raumteiler benutzen kann. Ich gebe den Einsatzbereich bewusst nicht vor, diese Entscheidung überlasse ich meinen Kunden. Der Fokus liegt auf Aufbewahrungsmöbel, also Sideboards, Kommoden, Bücherregale oder Wandregale. Alle Möbelstücke finden sich bei mir in einem zeitlosen Stil wieder. 

© Moritz Pröll
"Kunst trifft Funktion" - Der eigene Schauraum Nähe Linz.

Handelt es sich um Unikate?

Pröll: Ich entwerfe sowohl Unikate als auch Möbelstücke für meine eigene Kollektion, die jährlich um ein bis zwei Objekte erweitert wird. Hierbei gehe ich auf die Wünsche meiner Kunden ein, um am Ende ein stimmiges Gesamtkonzept zu haben. Zumdem nehme ich individuelle Möbelplanungen vor, das ist sozusagen mein Spezialgebiet. Ich treffe mich mit meinen Kunden vor Ort, um einen Eindruck des bestehenden Interieurs zu bekommen und um herauszufinden, welche Wünsche oder Vorstellungen sie haben. Außerdem setze ich Innenraumgestaltungen um. Ich plane gesamtheitliche Wohnraumkonzepte, die ich mit Hilfe meiner Partnerfirmen realisiere.  

Produzieren Sie die Möbel selbst?

Pröll: Die Möbelstücke werden regional in Meisterbetrieben gefertigt. Ich selbst mache die Entwurfserstellung, Planung und die Projektabwicklung. Anhand detaillierter Ausführungsunterlagen fertigen die Handwerksbetriebe die Möbelstücke, wobei regelmäßige Produktionsbesprechungen die hohe Qualität sicherstellen. Gewisse Teile der handwerklichen Arbeit - insbesondere die Entwicklung komplexer Stücke - nehme ich selbst vor. Ich fertige beispielsweise die Prototypen für meine Kollektionsstücke, damit ich weiß auf welche Bereiche in der Umsetzung besonders geachtet werden muss. Zudem übernehme ich die Vergoldung zum Schluss oder bearbeite Details nach. Da lege ich gerne selbst Hand an. 

Da ist einiges an Tischlerarbeit dabei. Wie unterscheiden Sie sich vom Tischler?

Pröll: Meine Tätigkeit würde ich irgendwo zwischen Tischler und Architekt einordnen. Der Tischler hat einen sehr praktischen Ansatz. Bei mir bleibt das Handwerkliche anfangs außen vor, und ich konzentrierte mich im ersten Schritt auf die Optik. Mir ist die optische Wirkung, die Raumwirkung, und die Funktionalität des Stückes wichtig. Erst im zweiten Schritt überlege ich mir die Umsetzung, die Materialien etc.

Woher kommen die Ideen zu Ihren Designkonzepten?

Pröll: Das ist unterschiedlich. Am schwierigsten ist es, wenn ich neue Produkte für die Kollektion entwickle. Da brauche ich Freiraum. Die Ideen kommen tendenziell eher in der Nacht. Meistens habe ich eine Idee, die sich dann nach und nach langsam aufbaut. Oft entwickelt sich das Möbelstück ganz anders als ursprünglich geplant. Ich habe einmal eine Kommode designt, die dann zu einem Sideboard mit symmetrischen Auszugssystem mit gegengleicher Öffnung wurde. Anfänglich war es nie Thema, dass sich die Kommode so öffnen lässt, doch aus dem Design mit den Verschachtelungen kam dann die Idee mit dem Mechanismus.  

Ich darf Sie zitieren: „Schönheit ist auch eine Funktion“. Was meinen Sie damit? 

Pröll: Ein Bild erfüllt auch seinen Zweck, nämlich durch das Betrachten und sich daran mit Freude erfüllen. Es ist jedoch nicht praktisch oder einsatzfähig wie ein Regal. So kommen wir zum Möbeldesign: Ich habe hier die Optik nach meiner eigenen Vorstellung, die handwerkliche Umsetzung und den Output, nämlich die Funktionalität. Das ist meine große Leidenschaft. 

Mit welchem Wort würden Sie Design beschreiben?

Pröll: Formgebung.

Wieso Formgebung? 
Pröll: Durch die Form bzw. die Formensprache definiere ich die Ästhetik, die Wirkung und das Erscheinungsbild des Möbelstücks. Zugleich ist die Formgebung ausschlaggebend für die Verwendungsart, wie man das Objekt benutzt, welche Funktion es erfüllt und wie gut die Umsetzbarkeit ist.

Haben Sie ein Lieblingsprodukt?

Pröll: Ja, die Kommode "Intersect". Diese besteht aus einem schlichten Ladenkorpus, der von einer Konsole umrahmt wird und sich diagonal verschneidet. Dadurch wird sie optisch angehoben, und ein Schwebeeffekt entsteht. Zusätzlich schafft es ein praktisches Element, nämlich die Überschneidung fungiert als Ladengriff. Die Kommode kommt sehr gut an, die Schubladen bieten viel Platz und sie ist überall einsetzbar. 

© Moritz Pröll
Die Kommode "Intersect" ist besonders beliebt.

Nun eine persönliche Frage: Wie schaut Ihr Wohnzimmer aus?

Pröll: Mein Wohnzimmer wird durch einen harmonischen Stilmix geprägt. Größtenteils befinden sich hier meine eigenen Möbelstücke, die auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden und da sie mir natürlich auch selbst sehr gut gefallen. Zudem gibt es auch Objekte und Kunstgegenstände mit einem starken persönlichen Bezug. Ich umgebe mich gerne mit verschiedenen Gestaltungsobjekten, die in Summe ein stimmiges Konzept ergeben.

Welches Produkt ist besonders beliebt bei Ihren Kunden?

Pröll: Der Bestseller ist die bereits erwähnte Kommode mit der Konsole. Das Interessante hierbei ist der Mechanismus der Ladengriffe. Viele Menschen sind den Tip-On Mechanismus schon so gewöhnt, dass sie versuchen durch Drücken die Lade zu öffnen und gar nicht die großen Ladengriffe ausprobieren, die gleichzeitig das zentrale Stilelement darstellen. Das sorgt für den Wow-Effekt. 

Welche Trends prognostizieren Sie für das Jahr 2022?

Pröll: Ausdrucksstarke Formen sind wieder angesagt, allerdings werden extravagante Muster und Designs bei Möbeln eher zurückgehen. Zudem bin ich davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit weiterhin einen großen Stellenwert einnehmen wird. Daher steigt die Nachfrage für stilvolle aber auch schlichte Objekte, die viele Jahre begeistern. Außerdem wird verstärkt auf Formensprache gesetzt, weniger auf markante Farben. 

Welche neuen Trendstücke wird man bei Ihnen am Stand begutachten können auf der Messe "Wohnen & Interieur" im März 2022? 

Pröll: Ich fixiere mich nicht auf einen Trend, sondern folge meinem eigenen Stil und designe zeitlose Objekte. An meinem Stand werde ich eine Selektion meiner charakteristischsten Stücke ausstellen. Ich freue mich, auf der Messe meine Möbelstücke einem interessierten Publikum zu präsentieren und empfehle jedem, solche Liveveranstaltungen zu besuchen. Man lernt sowohl die Ausstellungsobjekte als auch die Menschen dahinter kennen und kann die Haptik und die Wirkung der Möbelstücke erfassen. So kann eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Man muss sich ja auch in die Stücke verlieben können :-) Ich lade alle herzlichst ein solche live Erlebnisse zu nutzen!

Danke für das Gespräch!