12.08.2021

Wie nachhaltig ist ein Smart Home wirklich?

Nachhaltigkeit ist ein viel genutztes Schlagwort und wird in den eigenen vier Wänden immer mehr zum Thema. Hersteller verschiedenster Systeme heften sich das Thema gerne auf die Fahnen. Doch wie nachhaltig sind Smart Home Geräte? Kosten sie mehr Energie durch den erhöhten Bedarf oder helfen sie wirklich Ressourcen zu sparen?

Text von Kathrin Kremser, Content & PR Management

 

Smart Home Systeme erobern die Wohnräume: Vom Staubsaugroboter, der jede Ecke kennt, zeitgesteuerten Kaffeemaschinen, Kühlschränke die Einkaufslisten aufs Smartphone schicken, Lampen die mittels App bedient werden, virtuelle Sprachassistenten und Sonnenschutz, der nach Sonnenstand gesteuert wird. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Manche davon dienen nur dem Komfort und Entertainment, viele leisten auch in Punkto Nachhaltigkeit einen Mehrwert. Hausbauer sollten sich schon vor dem Bau Gedanken machen, welche Systeme sie integrieren wollen und auch Wohnungsinhaber können mit einfachen Mitteln nachrüsten.

Was ist “Smart Home”?

Smart Home ist der Überbegriff für intelligentes und komfortables Wohnen. Entsprechende Technologien tragen zu einer Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung bei. Kurz: Der Alltag wird erleichtert. Vernetzte und fernsteuerbare Geräte und Installationen sowie automatisierbare Abläufe bilden die Basis dieser Systeme. Sie sind lernfähig, passen sich an die Verbrauchsgewohnheiten an und reduzieren auf Dauer Kosten.

Die klassische Aufteilung der Smart Home Bereiche lautet:

  • Beleuchtung
  • Klimatisierung
  • Haushalt und Garten
  • Sicherheit
  • Entertainment
  • Gesundheit und Fitness

Unterschieden wird zwischen geschlossenen Systemen, welche in der Regel die Technologie eines einzelnen Anbieters beinhalten, und offenen Systemen, bei denen mehrere Apps installiert werden.

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Smart Home sorgt für eine höhere Lebensqualität. 

Was macht ein Smart Home nachhaltig?

Um das Umweltverhalten einzelner Komponenten einzuschätzen, hilft es diese in drei Funktionskategorien einzuteilen (wobei die Grenzen in der Praxis verschwimmen):

  • Energie: wie Heizungs- und Lichtsteuerung
  • Sicherheit: Innen- und Außenkameras, Rauchmelder
  • Komfort: smarte Lautsprecher, intelligente Kühlschränke, Bewässerungssysteme

Die Funktionen, die in den meisten Haushalten zu finden sind, sind die Bereiche intelligente Heizung, Verschattung und Licht sowie Sicherheit. Im Optimalfall ist die Ersparnis mit einem smarten Gerät so hoch, dass sich die Anschaffung über seine Lebenszeit hinweg alleine durch eingesparte Kosten amortisiert. 

Heizungssysteme mit hinterlegten Zeitplänen oder automatisierte Erkennung von Anwesenheit, welche die Raumtemperatur regulieren und nicht unnötig heizen, oder den Raum erst aufheizen bevor man von der Arbeit nach Hause kommt, sind nachhaltige Anwendungen. Nachrüsten ist mit smarten Thermostaten möglich, die ähnlich automatisch die Raumtemperatur senken, wenn alle außer Haus sind und die Wärmepumpe kann ihre Leistung gleitend dem Heizbedarf anpassen. Im Bereich Heizung sind dank einer intelligenten Regelung Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent durch smarte Technik nachgewiesen.

Ökologische Vorteile bieten Jalousien und Rollläden mit Sensoren für den Sonnenstand, Zeitschaltuhren helfen im Sommer die Räume vor Überhitzung zu schützen, das Klimagerät einzusparen, und im Winter die Wärme in den Innenräumen zu halten. Alleine der Umstieg auf LED-Beleuchtung spart mehrere hunderte Euro pro Jahr. Hier stehen diverse Gadgets zur Auswahl wie Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren, Dimmschalter und hinterlegte Programme.

Folgende Überlegungen helfen, die Umweltfreundlichkeit einer Anwendung einzuschätzen:

  • Wie viele Geräte sind an einer Smart Home Anwendung beteiligt?
  • Wie oft haben neue Komponenten alte Hardware-Bestandteile abgelöst?
  • Welchem Zweck dient das System?
  • Wie viel Energie braucht die Anwendung, um ihre Aufgaben zu erfüllen?

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Smarte Technik ermöglicht Energieersparnis in vielen Bereichen.

Die negativen Aspekte

Ein negativer Aspekt ist der Rebound-Effekt: Geräte nutzen Strom zwar effizienter, durch die Zunahme an Leistung (größerer Bildschirm bei Fernsehern) verbrauchen sie trotzdem mehr Energie. Auch die reine Anzahl an Geräten kann den Energieverbrauch trotz der Effizienz der einzelnen erhöhen. Ein weiteres Problem stellt der Standby-Betrieb dar. Die Geräte sollen jederzeit ansprechbar sein und werden nicht abgedreht.

Jährlich kommen neue Komponenten mit optimierten und erweiterten Funktionen auf den Markt. Neben den klassischen Herstellern spielen Internet-Giganten bei den Smart Home Systemen an vorderster Front mit. In Punkto Nachhaltigkeit ist offensichtlich: Wenn neue Produkte laufend ihre Vorgänger ersetzen, steigt der Müllberg an Altgeräten rasant an. Oder neue und alte Geräte und Systeme sind nicht mehr miteinander kompatibel. Dadurch werden alte Geräte schneller ausgetauscht und zusätzliche Ressourcen verbraucht. Zumindest bei der Kompatibilität arbeiten Tech-Giganten derzeit an einer Lösung (siehe Infokasten).

Das „Project Connected Home over IP” arbeitet daran, eine einheitliche Open-Source-Smart-Home-Plattform zu schaffen. Die virtuellen Assistenten jedes Unternehmens sollen mit jedem neuen Smart Home Gerät kompatibel werden. Namhafte Unternehmen wie Google, Amazon, Apple, Ikea, Samsung, Philips Hue und viele mehr, sind bei diesem Projekt beteiligt. Ende 2021 sollen bereits Komponenten präsentiert werden. (Quelle: 3 & 4)

Unsere Tipps für ein nachhaltiges Smart Home

Für eine nachhaltige Anschaffung von Smart Home Geräten gilt: Eine Schritt-für-Schritt-Umstellung schont die Ressourcen. Wenn funktionstüchtige Geräte ad hoc ausgetauscht werden, hat dies nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Erst irreparable defekte Geräte sollten durch smarte Systeme ersetzt werden. Folgende Dinge sollten noch beachtet werden:

  • Langfristige Planung, hochwertige und bedarfsgerechte Technik anschaffen
  • Bereits bei der Anschaffung auf Second-Hand Produkte zurückgreifen
  • Die eigenen gebrauchten und funktionstüchtigen Geräte verkaufen anstatt sie zu entsorgen
  • Stromvertrag auf erneuerbare Energien abstimmen
  • Alte Geräte durch Smart Home Steckdosen aufwerten
  • Lokale Netzwerke für Daten: Anstelle von Funk können kabelgebundene Systeme verwendet werden und einen Hersteller wählen, der Daten lokal speichert anstatt in eine Cloud hochlädt
  • Smart Home Systeme können beim Verlassen des Hauses energiesparend alle Standby-Geräte abschalten
  • Für Hausbauer gilt: In der Planungsphase den Architekten und mit einem Systemintegrator zusammenbringen und gleich bei der Verlegung der Leitungen eine zusätzliche Leitung mit verlegen, welche im Bedarfsfall über Steckdosen zugänglich ist - smarte Komponenten werden unkompliziert installiert und an den vorhandenen Stromkreis angeschlossen.

Und am Ende gilt: Wie nachhaltig Smart Homes agieren, hängt nicht zuletzt von der Nutzung der Verbraucher ab!