13.06.2022

Nina Schulmeister: „Meine Möbel haben eine Persönlichkeit.“

Vom Großkonzern zurück zum Handwerk. Die Möbeldesignerin Nina Schulmeister startet mit ihrem eigenen Label "Handwerk" durch.

 

Text und Interview von Anna-Maria Felbermayer, Content & PR Management

 

Nina Schulmeister hat bereits früh das Handwerk mit Holz in der Tischlerei ihrer Großeltern kennen und lieben gelernt. Vor 10 Jahren designte sie ihr erstes Möbelstück. Nach einem Abstecher ins Management des Krankenhausbaus und dessen Betriebsführung kam sie durch einen Schicksalsschlag zurück in die Möbelbranche. Im Interview erzählt die junge Möbeldesignerin ihre persönliche Geschichte. 

RX: Was hat Sie zurück in die Möbelbranche verschlagen?
Nina Schulmeister: Das war eher ein Zufall. Ich war als Kind sehr oft in der Tischlerei meines Großvaters und habe später bei meinen Eltern im Familienbetrieb gearbeitet, dann kam der Abstecher in die Konzernwelt. Nachdem meine Eltern letztes Jahr beide an Corona erkrankt sind und im Spital waren, habe ich kurzfristig meinen Job gekündigt und bin wieder zurück in die Branche gekommen. Das war im Nachhinein betrachtet ein schöner Schicksalsschlag.

Und dann haben Sie Ihr eigenes Label gegründet?
Nina Schulmeister: Ja genau, mein Herz schlägt für innovatives Möbeldesign und die Entwicklung ganz neuer Oberflächen. So habe ich "Handwerk" gegründet. Ich wollte Produkte auf den Markt bringen, die einzigartig sind und Persönlichkeit haben.

Was macht Ihre Arbeit aus? 
Nina Schulmeister: Ehrlich gesagt, habe ich diese 08/15 Möbel satt. Es sieht alles gleich aus. Die meisten Küchen sind in L-Form oder mit einer Küchenzeile und einem Küchenblock ausgestattet. Auch auf der Möbelmesse in Mailand war dieses Jahr leider nichts anderes zu sehen. Es ist immer das gleiche, von einer Marke zur anderen. Doch wir Menschen entwickeln uns weiter. Wir sind unterschiedlich, haben verschiedene Bedürfnisse und das Leben hält immer wieder neue Herausforderungen für uns bereit. 

Also müssen auch die Möbel flexibel sein…
Nina Schulmeister: Genau das möchte ich mit dem Handwerk ändern. Mit einer maschinellen Produktion sieht alles immer gleich aus. Bei uns stehen nicht nur innovative Maschinen dahinter, sondern vor allem Menschen, die die Produkte mit Liebe und Leidenschaft fertigen. Es liegt kaum etwas auf Lager, lediglich standardisierte Basisprodukte, wie zum Beispiel bestimmte Sitzschalen für die Polstermöbel. Meine Möbelstücke sind zum Teil wirklich beweglich, flexibel, innovativ. Sie haben Charakter und verkörpern ein Stück Persönlichkeit. Sie bekommen entsprechend auch einen Namen.

© Handwerk Design- und Möbelmanufaktur GmbH
Nina Schulmeister: „Ich mache keine Möbel, sondern Persönlichkeiten, die so besonders sind wie unsere Kunden.“  

Sie geben Ihren Möbeln Namen? 
Nina Schulmeister: Natürlich. Der Barhocker heißt "Der beschwipste Herbert". Eine Lampe hat den Namen "Die strahlende Hailey". Das ist das, was ich mit meinen Möbelstücken erreichen möchte. Ich mache keine Möbel, sondern Persönlichkeiten, die so besonders sind wie unsere Kunden. Mein Team und ich geben unseren Produkten Identität und Seele.

Wie unterscheidet sich Ihr Label "Handwerk" von dem Ihrer Eltern?
Nina Schulmeister: Es sind zwei unterschiedliche Firmen. Das Unternehmen meiner Eltern "Leo Schulmeister GmbH" bietet Gesamtlösungen an. Wir haben aktuell ein Portfolio von 100 Designmarken und natürlich auch maßgefertigte Tischlermöbel. Als Komplettanbieter koordinieren wir zusätzlich diverse Handwerksgewerke und richten auf Kundenwunsch bis zur Dekoration alles ein. Bei "Handwerk" liegt der Fokus vor allem auf sehr einzigartigem Möbeldesign, auf Unikaten und auf Innovationen. Wir lassen alle Produkte in Österreich produzieren – eine Ausnahme bilden nur die Polstermöbel, jene werden in Deutschland hergestellt, da dort die Expertise größer ist.

Welche Produkte finden sich in Ihrem Portfolio?
Nina Schulmeister: Von Küche, Tisch, Bank, Stuhl, Teppich bis hin zu Porzellan ist alles dabei. Irgendwann steht auch die eigene Matratzen- und Bettenkollektion am Programm. Bei uns wird alles ganz individuell gefertigt. Wir stellen teilweise auch das Material selbst her.

Welche Materialien sind das?
Nina Schulmeister: Wir produzieren unterschiedliche Materialien. Beispielsweise arbeiten wir mit eigenen Spachteltechniken, die hitzebeständig und wasserfest sind. Damit können ganze Bäder, Küchen, etc. gestaltet werden. Außerdem versuchen wir vermehrt natürliche Materialen nach Österreich zu holen, wie beispielsweise Ananas- oder Holzleder als vegane Lederalternative. 

Stichwort Natürlichkeit: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen? 
Nina Schulmeister: Nachhaltigkeit spielt eine sehr große Rolle. Wir achten auf natürliche Materialien, heimische Produktionsstandorte, möglichst kurze Transportwege und natürlich auf absolut faire Arbeitsbedingungen. 

© Handwerk Design- und Möbelmanufaktur GmbH
Der 
wandelbare Tisch "Hernando" ist das erste Möbelstück, das Nina Schulmeister entworfen hat.

Wo kann man Ihre Produkte bestaunen? 
Nina Schulmeister: Ich habe einen Schauraum am Parkring 18, dieser wird in Kürze eröffnet. Es werden noch weitere Standorte folgen.

Nun eine persönliche Frage: Wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil beschreiben? 
Nina Schulmeister: Mein Einrichtungsstil ist zeitlos, geradlinig, elegant mit einem Hauch von Außergewöhnlichem und Unerwartetem.

Haben Sie ein Lieblingsmöbelstück?
Nina Schulmeister: Ich muss gestehen, dass ich keinen Liebling habe – all meine Möbelstücke sind so unterschiedlich und haben eine Entstehungsgeschichte, die ich über Stunden erzählen könnte. Mit meinem wandelbaren Tisch "Hernando" habe ich wohl die stärkste Verbindung. 

Was verbindet Sie mit diesem Tisch?
Nina Schulmeister: Der Tisch war das allererste Möbelstück, das ich entworfen habe. Das ist nun 10 Jahre her. Es war auch das erste, das je produziert und am Markt vorgestellt wurde und mit dem ich um ein Interview gebeten wurde. Vor diesem Stück wurde ich wenig ernst genommen und belächelt. Als er präsentiert wurde, verstummten die Kritiker und die Rückmeldungen waren ausnahmslos positiv. Für mich war das der Zeitpunkt, an dem ich gewusst habe, dass Möbeldesign genau das ist, wofür mein Herz schlägt.

Vielen Dank für das Gespräch!