26.04.2021

Warum die Küchenplanung so wichtig ist

Die Küche ist das Zentrum des Wohnraums und will gut geplant sein. Was es dabei zu beachten gilt, erzählt eine Expertin für Küchenplanung im Interview.

Text und Interview von Anna-Maria Felbermayer, Content & PR Management

Küchenexpertin Stefanie Kuhlmann, Geschäftsführerin von Kuhle Küchen plant seit über 25 Jahren mit großer Begeisterung Küchen. Im Interview verrät sie, was die neuesten Küchentrends sind, und worauf es bei der Küchenplanung zu beachten gilt.

 

Reed Exhibitions: Frau Kuhlmann, die offene Wohnküche hat sich in den letzten Jahren stark etabliert. Wofür steht Wohnküche für Sie?

Stefanie Kuhlmann: Die Wohnküche ist Zentrum jedes Wohnraumes mit einem fließenden Übergang vom Arbeitsbereich Küche zum Ess- und Wohnbereich bzw. manchmal auch Spielbereich, wenn es Kinder in der Familie gibt. Hier spielt sich das gemeinsame Leben ab. Verstärkt durch Corona fungiert die Wohnküche als Homeoffice, Spielplatz, Essbereich und Küche gemeinsam.

Stichwort Corona: Inwiefern beeinflusst die Pandemie Ihre Arbeit aktuell?

Kuhlmann: Die Liefersituation wird immer schwieriger. Früher haben wir nach dem Just-in-time-Prinzip gearbeitet. Also mit einer bedarfssynchronen Produktion. Aktuell sind die Lieferketten unterbrochen, viele Lieferanten haben mit Vorlieferanten zu kämpfen und Werke sind zwischenzeitlich wegen Quarantänefällen geschlossen.

 

 

© Katharina Sturm Fotografie

Stefanie Kuhlmann verrät im Interview die neuesten Küchentrends und gibt Tipps zur Küchenplanung. 

Dennoch, die Nachfrage ist hoch, was man so hört? Die USA kaufen aktuell den Holzmarkt leer...

Kuhlmann: Ja, die Bestellungen haben enorm zugenommen. Es ist eine große Herausforderung für die ganze Branche, die Zuwächse in dieser schwierigen Liefersituation zu meisten. Da ist jeder Lieferant gefordert.

Wohntrends wie „Cocooning“ und „Homing“ waren offenbar schon die Vorboten für den aktuellen Rückzug in die eigenen vier Wände…

Kuhlmann: Definitiv. Die Menschen sind viel mehr zuhause, können nicht auf Urlaub fahren oder ihr Geld anderweitig ausgeben. Der Wohnbereich wird viel bewusster wahrgenommen und kritischer beäugt. Da liegt es nahe, den Wohnraum umzugestalten. Aktuell wird auch mehr gekocht, somit wird die Küche noch wichtiger. Und gerade noch an einen harmlosen Gerätetausch gedacht, findet man sich schon mitten in der Planung einer neuen Küche wieder.

Dafür gibt es kostenlose Planungstools für die Küche. Wieso sollte man sich die Küche professionell planen lassen?

Kuhlmann: Der Küchenmarkt befindet sich im ständigen Wandel. Neuerungen bei Geräten wie beispielweise die Muldenlüftung, also der Kochabzug nach unten, oder das Dampfgaren sind aktuell sehr gefragt. Von den laufenden Neuerungen und der Fülle an Möglichkeiten bekommt man als Otto Normalverbraucher einfach wenig mit. Da reicht auch die Recherche im Internet nicht aus. Zudem kann ich auf meine 25-jährige Erfahrung zurückgreifen und kenne verschiedenste Herangehensweisen. Natürlich habe ich auch schon Fehler gemacht oder durch Kundengespräche erfahren, was im Nachhinein gerne anders gemacht wird.

Die Bedürfnisse sind sicherlich sehr spezifisch...

Kuhlmann: Auf jeden Fall. Eine Familie mit Kindern hat andere Bedürfnisse als ein pensioniertes Ehepaar. Keine Küche ist wie die andere. Ich kenne die Vielfalt an Möglichkeiten, und kann gezielt auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Manche Probleme sind einfach zu lösen, ich kenne das selbst von mir. Oft stehe ich an, wenn ich meine eigenen Sachen plane. Der Blickwinkel einer weiteren Person bringt Hinweise, die zu einer Lösung führen.

Wie sehen die beliebtesten Wünsche Ihrer Kunden aus?

Kuhlmann: Die grifflose, reduzierte und schlichte Küche ist ein großes Thema. Das heißt jedoch nicht, dass die Planung einfach ist, denn hier muss stark auf die Linienführung und Symmetrie geachtet werden. Da hat sich viel geändert. Früher, als ich angefangen habe, hat man einfach Kästen aneinandergestellt. Heute werden Gesamtkonzepte geplant, denn die offene Wohnküche muss ein stimmiges Bild im gesamten Wohnbereich ergeben.

 

© Stefanie Kuhlmann

Die Küche muss sich in den Wohnraum einfügen. 

...Und auch die Technik ist clever versteckt. Welche Geräte sind am beliebtesten?

Kuhlmann: Am beliebtesten ist sicherlich der Dampfgarer, denn er ist ein wahres Multitalent und erleichtert den Kochalltag enorm. Außerdem ist es vielen Kunden wichtig, alle Geräte in Arbeitshöhe unterzubringen. Da viel gekocht wird, sind auch große Kochflächen sehr gefragt. Die Küche besteht überhaupt aus vielen unterschiedlichen Geräten und ist noch technischer geworden.

Inwiefern ist Smart Home in der Küche angekommen?

Kuhlmann: Smart Home ist ein wichtiges Thema in der Küche, speziell bei der Beleuchtung. Alle gängigen Hersteller bieten Smart Home-Anbindungen über die Sprachsoftware „Alexa“ oder per App an, um die einzelnen Geräte steuern zu können.

Funktioniert das auch im Kochalltag?

Kuhlmann: Natürlich, das ist auch ein großer Schritt Richtung Nachhaltigkeit. Ich kann beispielsweise meinen Geschirrspüler erst dann einschalten, wenn ich ausreichend Strom über die Solaranlage am Dach erzeugt habe. Meiner Meinung nach ist das Kochen selbst jedoch ein analoges Thema und hat etwas mit Handwerk zu tun. Auch wenn das Gerät perfekt über eine App gesteuert ist, für gutes Essen braucht es die richtige Zubereitung, Würze etc. Smart Home kann helfen, ist aber kein Koch.

Was war der ausgefallenste Wunsch von einem Kunden, den Sie bei der Küchenplanung berücksichtigen mussten?

Kuhlmann: Der ungewöhnlichste Küchenwunsch war wohl der einer Kundin, die ihre Landhausküche nach dem Grünton einer Ikea-Milchkanne aus unserer Ausstellung lackiert haben wollte.

Lag Grün damals im Trend?

Kuhlmann: Nein, gar nicht. Der Farbton dieser Milchkanne hat es der Dame einfach angetan.

Welche Trends findet man aktuell in den Küchen? Schwarze Armaturen sieht man immer öfters.

Kuhlmann: Schwarz liegt generell im Trend, auch bei den Fronten. Dieser Trend hat vor ein paar Jahren begonnen, als die Antifingerprint-Oberflächen herauskamen und eine schwarze Küche punkto Sauberkeit erst möglich machten. Auch schwarze Armaturen, Zubehör und Geräte sowie dunkles Holz liegen stark im Trend. Damit es nicht zu düster wirkt, ist eine gute Beleuchtung sehr wichtig. Mit Lichtfarben und Dimmung können verschiedenste Stimmungen erzeugt werden.

Bieten Sie bei der Küchenplanung auch die Beleuchtung an?

Kuhlmann: Ich plane die Beleuchtung bei der Küchenplanung mit, bezüglich eines Gesamtkonzeptes für den Wohnraum empfehle ich jedoch einen Experten. Bei der Beleuchtung hat sich in den letzten Jahren viel getan - dank der LED-Technologie.

Sie begleiten also von der Planung bis zur fertigen Küche?

Kuhlmann: Richtig. Im Normalfall kommen die Kunden bereits in der Planungsphase mit dem Grundriss zu mir, wenn neu gebaut wird oder mit einer bestehenden alten Küche. Gemeinsam überlegen wir, ob Wände, Fenster oder Anschlüsse versetzt werden sollen. Das Wichtigste bei einer neuen Küche ist, sich ausreichend Zeit für die Planung zu nehmen. Hier ist auch der Kunde gefragt, um zu überlegen, wofür die Küche benützt werden soll, welche Geräte zum Einsatz kommen sollen etc.

Wie gehen Sie konkret bei der Planung vor?

Kuhlmann: Ich plane meistens verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Materialien, sodass man alle Vorteile abwägen kann. Wenn der Entwurf für den Kunden perfekt ist, legen die Handwerker los. Sobald die Küche fertig aufgebaut ist und alle Geräte angeschlossen sind, komme ich nochmals vorbei und bespreche die Küche mit meinen Kunden durch. Ich freue mich immer auf die strahlenden Gesichter der Kunden, wenn sie in ihrer neuen Küche stehen. Ich stehe auch nach Fertigstellung der Küche, zum Beispiel im Falle von Änderungswünschen, für meine Kunden weiterhin zur Verfügung.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie sieht Ihre Küche zuhause aus?

Kuhlmann: Meine Küche ist aus Glas- und Keramikfronten mit dunklem Keramikdekor und weißer Glasfront kombiniert mit einer Kunststeinplatte. Das war mir sehr wichtig, da ich von Keramik und Stein als Arbeitsplattenmaterial überzeugt bin, und es fast in allen meinen Küchen einbaue. Außerdem hat meine Küche einen Dampfgarer, Backofen und eine Einbau-Kaffeemaschine mit allem was dazugehört. Ich koche einfach wahnsinnig gerne und probiere immer verschiedene Sachen aus, damit ich am neuesten Stand bin.

Stichwort Material. Haben Sie eine Empfehlung bezüglich Material für die Küche?

Kuhlmann: Das ist zum einen eine Kostenfrage, und auch eine individuelle Entscheidung. Dem einen sind die Geräte wichtiger, beim anderen ist es die Arbeitsplatte. Die Arbeitsplatte ist das am meisten beanspruchte Element in der Küche. Daher ist es mir wichtig, dass sie robust, langlebig und hitzebeständig ist, und dass man Koch- und Einbauflächen sowie Spüle gut integrieren kann. Ich bin auch der Meinung, dass man bei den Geräten nicht sparen sollte. Ein qualitativ hochwertiges Produkt, mit dem man jahrelang eine Freude hat, ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit besser. Die Fronten hingegen müssen einfach gefallen und einigermaßen robust sein, gerade für Familien mit Kindern. Eine Küche hat man 20-25 Jahre, da sollte man sich langlebige und strapazierfähige Produkte aussuchen.

Danke für das Gespräch!