01.06.2021

„Unsere Möbel sollen Inseln der Erholung sein.“

Beim österreichischen Familienunternehmen Joka wird Qualität und regionales Handwerk großgeschrieben. Ein Interview zur 100-jährigen Erfolgsgeschichte.

Text und Interview von Tamara Effler, Content & PR Management

Seit 100 Jahren steht das österreichische Familienunternehmen Joka für Qualität und regionales Handwerk. Mit welchen Marketinggag sie es geschafft haben nicht nur Möbel, sondern ein Lebensgefühl zu verkaufen, verrät Geschäftsführerin Anna Kapsamer-Fellner

 

Reed Exhibitions: Herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag. Ein beeindruckendes Jubiläum, vor allem, wenn man bedenkt, was sich in 100 Jahren verändert hat. Was ist das Erfolgsrezept Ihres Unternehmens?

Kapsamer-Fellner: Das lässt sich mit drei Punkten zusammenfassen. Qualität, weil unsere Produkte mit ihrem zeitlosen Design viele Generationen erfreuen. Aufrichtigkeit, weil wir seit der Gründung für Verlässlichkeit stehen. Kauft man Joka, weiß man woran man ist. Innovation, weil schon mein Ur-Großvater immer an neuen Produkten getüftelt hat.

Können Sie uns ein Beispiel für eine Joka-Innovation geben?

Kapsamer-Fellner: Wir haben in den 50er- Jahren die einteilige Federkernmatratze als erstes nach Österreich gebracht. Heute sind wir als einziger Matratzenhersteller mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Darauf sind wir besonders stolz, denn die Zertifizierung ist an viele Anforderungen gebunden.

 

© Mario Riener

Anna Kapsamer-Fellner gibt im Interview Einblick in die Firmengeschichte von Joka. 

Was sind die drei Meilensteine in Ihrer Firmengeschichte?

Kapsamer-Fellner: Einerseits die Einführung des Joka-Männchens. Für meinen Ur-Großvater, den Firmengründer, hatte Marketing und Werbung schon damals einen hohen Stellenwert. Er hat erkannt, was man mit Fernseh- und Plakatwerbung bewegen kann.

Also zur damaligen Zeit ein Vordenker der Branche.

Kapsamer-Fellner: Genau, so hat er 1961 auch das Joka-Männchen aus der Taufe gehoben. Es hat Generationen begleitet. Viele haben damit gespielt und auf die nächste Matratzen Lieferung gewartet, weil die Männchen dabei waren. Mit Joka verbinden die Menschen noch heute schöne Kindheitserinnerungen.

Das Joka-Männchen ist wichtiger Teil der Joka-Geschichte.

Kapsamer-Fellner: Viel mehr hat es unsere Firmengeschichte geprägt. Die Marke Joka weckt positive Gefühle und Assoziationen. Es ist nicht nur eine Couch, es ist eine Joka-Couch.

© Joka

Das Joka-Männchen weckt bis heute Kindheitserinnerungen.

Welche zwei Meilensteine sind noch zu nennen?

Kapsamer-Fellner: Die Zusammenlegung unserer beiden damaligen Standorte in Oberndorf bei Schwanenstadt im Jahr 2000. Das war für uns ein großer Schritt und eine logistische Herausforderung. Dank sehr guter Planung hat es super geklappt.

Gibt es eine große Veränderung aus der jüngeren Vergangenheit?

Kapsamer-Fellner: Die Übernahme des Unternehmens P.S. Fehrer 2012. Damit kam das Know-How für Naturmatratzen und Natur-Schlafsysteme zu Joka, denn wir haben die Marken Sanovit, Fehrmed und ProNatura übernommen. Sanovit und Fehrmed sind in der neuen Marke „Joka – Fühl‘ die Natur“ aufgegangen. ProNatura wird nach wie vor mit eigenem Vertriebskonzept als eigenen Marke geführt.

Joka setzt seit der Gründung auf Handwerk aus Österreich. Beobachten Sie in den letzten Jahren einen Trend zu mehr Regionalität?

Kapsamer-Fellner: Diesen Trend können wir bestätigen. Wir bekommen durch unsere zehn Schauräume in Österreich direktes Kundenfeedback. Kunden fragen genau nach, woher das Produkt kommt, welches Material verwendet wurde und wo bzw. wie produziert wird.

Ein großer Vorteil für Joka.

Kapsamer-Fellner: Für uns ist das toll. Wir können mit Stolz sagen, dass die Produkte aus Schwanenstadt kommen, in Österreich produziert wird und wir regional einkaufen.

Wie wird das Thema Nachhaltigkeit bei Joka umgesetzt?

Kapsamer-Fellner: Einerseits durch die Qualität und den Aufbau der Produkte. Joka Produkte halten über Generationen. Möbel und Betten werden teilweise vererbt. Matratzen haben zwar einen natürlichen Lebenszyklus, doch Couch und Bett halten Jahrzehnte. Diese Qualität in Kombination mit zeitlosem Design ist für die Nachhaltigkeit ganz wesentlich.

© Joka

Zirbenbett: Der Großteil der Materialien kommt bei Joka aus der Region. 

Sie haben bereits erwähnt, dass alles in Schwanenstadt produziert wird und Sie regional einkaufen.

Kapsamer-Fellner: Geschätzt beziehen wir 80% der verwendeten Materialien aus einem Umkreis von 60km. Sei es Holz, Schaumstoff oder Draht der Federn. Ein weiterer Punkt, wie Nachhaltigkeit bei Joka gelebt wird.

In Zeiten von Corona durchaus positiv nicht zu 100% vom Ausland abhängig zu sein.

Kapsamer-Fellner: Es war definitiv von Vorteil nicht auf Lieferketten aus China angewiesen zu sein. Die Basis unserer Möbel ist sehr regional. Natürlich ist man nie zu 100% vom Ausland unabhängig. Stoffe brauchen zum Beispiel Garne vom internationalen Markt.

Wie zeigt sich Nachhaltigkeit bei den Materialien?

Kapsamer-Fellner: Wir verwenden nur wasserlösliche Beize und Lacke sowie FCKW-freie Schäume, das ist schon selbstverständlich. Bei unserem Natursortiment legen wir außerdem auf den Einsatz von reinem Naturlatex sowie kba Baumwolle großen Wert.

Eine persönliche Frage: War für Sie von Anfang an klar, dass sie das Familienunternehmen übernehmen?

Kapsamer-Fellner: Nein. Ich wollte mir die Option immer offenhalten. Daher habe mit internationaler BWL und dem Schwerpunkt Marketing ein Studium gewählt, wo ich wusste, dass ich in der Firma anfangen kann.

Wie schnell hat es sich der Start bei Joka ergeben?

Kapsamer-Fellner: Sehr schnell. Wir hatten damals einen externen Geschäftsführer, der genau die Dinge umgesetzt hat, die ich in der Theorie an der Uni gelernt habe. Das Marketing wurde komplett umgedreht und neu aufgebaut. Diese Chance wollte ich nutzen und als seine Assistentin aus der ersten Reihe mitwirken. 2012 habe ich dann die Geschäftsleitung Marketing und Vertrieb übernommen. Viel früher als geplant, doch ich bin froh, dass es so gekommen ist.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Produziert Joka in 30 Jahren smarte Polstermöbel?

Kapsamer-Fellner: Aus heutiger Sicht wird es keine Joka Couch geben, die den Body-Mass-Index berechnet. Wir sind rund um die Uhr umgeben von smart und digital, fast schon belastet. Da muss es analoge Inseln der Erholung geben. Unsere Möbel sollen Ruhe, Behaglichkeit und Wohlfühlen schaffen. Mit Joka wollen wir Stress nehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

© Joka

Die Joka Couch soll Insel der Erholung bleiben.