27.09.2022

Das macht nachhaltiges Design so besonders

Nachhaltiges Design sieht Produkte als Ganzes – und das über die gesamte Lebenszeit, vom Entwurf über die Produktion bis zur Verwertung. Eine Reise durch die Herstellung von nachhaltigem Design. 

Text von Ursula Rischanek, freie Redakteurin 

 

Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Thema – auch im Bereich Wohnen. Und zwar nicht nur im Zusammenhang mit der Immobilie, man denke beispielsweise ans geplante „Aus“ für fossile Energieträger, sondern auch bei der Einrichtung. „Es tut sich einiges. Aber es wird angesichts des Klimawandels ja immer wichtiger, in Kreisläufen zu denken“, sagen Benedikt Stonawski und Hauke Unterburg, die vor zwei Jahren “ante up”, ein Studio für kreislauffähiges Produkt- und Möbeldesign, gegründet haben. 

Das Produkt als Ganzes ist entscheidend

Damit Tisch, Bett oder Sofa das Prädikat „nachhaltig“ wirklich verdienen, muss einiges bedacht werden. Denn Nachhaltigkeit geht weit über das Material hinaus. „Man muss das Produkt als Ganzes sehen, und zwar über seine gesamte Lebensdauer. Das beginnt beim Entwurf, geht über die Herstellung und Verwendung bis zur Entsorgung beziehungsweise dem Re- oder Upcycling“, weiß Christian Kroepfl. Seit Jahren beschäftigt sich der Architekt und Produktdesigner mit dem Thema Nachhaltigkeit, bereits 2014 hat er seine erste nachhaltige Möbellinie präsentiert.

© ante_up
Es wird immer wichtiger, in Kreisläufen zu denken.

Design ist mehr als Styling

Das Design sei für Kroepfl der erste Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. „Design ist mehr als Styling, es ist Gestaltung und beinhaltet daher auch Engineering“, so Kroepfl, der sich seinen Worten nach am Knotenpunkt von Schönheit und Nachhaltigkeit verortet hat. Ähnlich sehen das die beiden Startup-Gründer: „Wir als Designer tragen eine gewisse Verantwortung. Und wir sind die ersten, die Nachhaltigkeit denken können“. Kroepfl nennt in diesem Zusammenhang auch gleich einige Schlagworte, wie Langlebigkeit, Adaptierbarkeit und Reparierbarkeit. Zu Letzterer gehöre, daran zu denken, ob und wie lange Ersatzteile vorhanden seien. „Nicht zuletzt sollte man gleich beim Entwurf daran denken, was nach Ablauf der Lebensdauer aus dem Produkt werden oder wie es recycelt werden könnte“, ergänzen Stonawski und Unterburg. Wer nachhaltig designen wolle, müsse sich weiters überlegen, aus wie vielen Teilen ein Möbelstück bestehen soll. „Je einfacher, desto weniger fehleranfällig ist das Produkt“, weiß Kroepfl. Darüber hinaus sei weniger Material für die Herstellung notwendig, auch würden dabei weniger Materialreste anfallen. „Und man braucht nicht so viel Verpackungsmaterial“, sagt der Architekt und Designer. 

© Harald Gorbach
Design ist mehr als Styling.

Fehlende Transparenz beim Material

Apropos Material: Sowohl die beiden Startup-Gründer als auch Kroepfl setzen dabei, wann immer möglich, auf Lokalität und Regionalität. Das gelte sowohl für Primär- als auch Sekundärmaterialien, also die Wiederverwendung von Materialien. Wobei Letzteres eine Herausforderung sein kann: „Es gibt zwar durchaus Bezugsquellen, nur ist es schwierig, ein wirtschaftliches Design zu konzipieren, da Qualität und Verfügbarkeit der Sekundärmaterialien variieren“, sagt Stonawski. Könne der Rohstoff nicht aus der Nähe bezogen werden, müsse genau geprüft werden, woher das Material komme, wie dessen CO2-Fussabdruck sei und ob seine Verwendung ethisch vertretbar sei, sind sich die drei Designer einig. „Leider wird Nachhaltigkeit oft nur ökologisch gesehen. Aber sie ist auch ethisch und sozial“, sagt Kroepfl. Das Prinzip der Nachhaltigkeit beim Material zu verfolgen, ist allerdings nicht immer einfach. „Oft fehlt die Transparenz“, so die ante up-Gründer. Für diese zu sorgen, sei zwar ziemlich aufwändig. „Wir sind aber überzeugt, dass man sich dafür Zeit nehmen muss, denn Nachhaltigkeit ist das wert“, betont Unterburg.

Die Zukunft des nachhaltigen Designs

Bei den Designern sei Nachhaltigkeit bereits ein Thema, sind die drei Experten überzeugt. Ein wenig anders sieht es bei den Kunden aus. „Da sind wir, vor allem im Osten Österreichs, noch in einem frühen Stadium“, bedauert Kroepfl. Dennoch herrscht Einigkeit, dass an nachhaltigem Design in Zukunft kein Weg vorbeiführen wird. „Anders können wir die Klimaziele von Paris nicht erreichen. Und die Zeiten, in denen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gegeneinander aufgewogen wurden, sind vorbei“, sagt Unterburg.