Möbelstile im Wandel der Zeit - eine Reise durch die Möbelepochen

Möbel sind für den Menschen weitaus mehr als nur Gebrauchsgegenstände - sie sind Statussymbole, Kunstwerke und Erinnerungsstücke. Im Laufe der Möbelepochen lösten zahlreiche vorherrschende Stile einander ab. Im Folgenden erfährst du, wodurch sich die verschiedenen Möbelstile charakterisieren.

Archäologische Funde belegen, dass Möbel bereits vor 4000 Jahren nicht nur als Gebrauchsgegenstände betrachtet wurden, sondern auch einen symbolischen Wert hatten. Bis vor wenigen Jahrhunderten waren kunstvolle Möbel jedoch lediglich gutbetuchten Adeligen vorbehalten. Für einen Großteil der Bevölkerung erfüllte die Inneneinrichtung nur einen praktischen Nutzen. Mit dem Aufkommen der Renaissance änderte sich dies jedoch - Möbel als Kunstobjekte wurden nach und nach der breiten Masse zugänglich gemacht, wodurch sich deren Stil erheblich änderte. Wir nehmen dich mit auf eine Zeitreise durch die Möbelepochen der letzten 1000 Jahre.

Möbelepochen im Überblick

Gotik

Die Gotik war die vorherrschende Möbelepoche von 1100 bis 1500. Gotische Möbel sind deutlich weniger massiv als diejenigen, die in der vorausgegangenen Romantik entstanden. Während dieser Zeit entstanden kunstvolle, aber dennoch praktische und komfortable Möbel wie Stühle mit Armlehnen, Schränke mit Schubladen und Tische mit herausklappbaren Platten. Häufig wurden sie als Anlehnung an die gotischen Kathedralen mit geschnitzten, durchbrochenen oder bemalten Flächen verziert. Die grundlegenden Merkmale der Gotik blieben für viele Jahrhunderte bestehen. Heutzutage sind leider nur noch sehr wenige originale Möbelstücke aus diesen Möbelepochen erhalten.

Renaissance

Die Renaissance nahm ihre Anfänge im Italien des 15. Jahrhunderts, von wo aus sie sich schnell in zahlreiche andere Länder Europas verbreitete. Renaissance bedeutet "Wiedergeburt" - der Möbelstil dieser Zeit ist demnach insbesondere durch die Wiederbelebung antiker Möbelepochen gekennzeichnet. Antike Figuren, Säulen, Sockel, Reliefs, Ornamente und Schnitzereien verzierten die damaligen Möbelstücke. Klare, klassisch elegante Proportionen waren vorherrschend.

Barock und Rokoko

Um das Jahr 1575 setzte sich schließlich der Barock durch. Dieser zeichnet sich insbesondere durch schwungvolle, runde Formen aus. Neue Möbelstücke wie Sofas, Kommoden und Anrichten wurden häufig mit Kugelfüßen und kunstvollen Sockelleisten versehen. Möbel wurden zudem mit Vergoldungen, Schnitzereien, Intarsien und Schmuckmotiven wie Blüten, Putten, Früchten oder Muscheln verziert. Die Spätphase des Barocks, die um das Jahr 1720 aufkam, wird als Rokoko bezeichnet. Der Name leitet sich vom Französischen "Rocaille" für "Muschel" ab. Möbel trugen nun vergoldete Beschläge an den Kanten, kunstvolle Muschelornamente, geschwungene Beine und zahlreiche weitere Verzierungen. Während der beiden üppigen Möbelepochen waren Schreibtische und Sekretäre besonders beliebte Möbelstücke.

Klassizismus

Auf die Ausschweifungen des Rokoko folgten ab dem Jahr 1780 gradlinige, klare Formen. Klassizistische Möbelstücke zeichnen sich durch geometrische Formen und Schlichtheit aus. Runde, ovale oder rechteckige Konturen und gerade, konisch zulaufende Tisch- und Stuhlbeine sind charakteristisch für Möbelstücke aus diesen Möbelepochen. Durch dezente Verzierungen wurde die Strenge der Möbel ein wenig abgemildert.

Gründerzeit

Die Epoche der Gründerzeit beziehungsweise des Historismus dauerte lediglich von 1860 bis 1895 an. Während dieser Zeit wurde die Formensprache vergangener Möbelepochen wieder aufgegriffen. Es entstanden Stile wie Neogotik, Neobarock und Neorenaissance, die nun einer breiteren Masse zur Verfügung gestellt wurden. Das Bürgertum verlangte aufwendige, repräsentative Möbel mit Säulen, Reliefs, Kapitellen und zahlreichen Verzierungen. Während dieser Zeit wurden häufig mehrere Möbelstile miteinander kombiniert.

 Jugendstil

Der Jugendstil kam gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Möbel wurden während dieser Epoche mit geschwungenen Linien, asymmetrischen Ornamenten und Blumen- und Rankenmotiven verziert. Die Möbelherstellung wurde zum aufwendigen und hochgeschätzten Kunsthandwerk. Dabei wurde besonders großen Wert auf eine harmonische, sinnliche und weibliche Formgebung und eine Orientierung an der Natur gelegt.

Art Déco

Im Jahre 1925 fand in Paris eine Ausstellung namens "Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriel Modernes" statt. Diese wurde zum Namensgeber des Möbelstils Art Déco. Die verspielten, kunstvollen Verzierungen des Jugendstils wurden von industriellen Fertigungstechniken und simplen Designs abgelöst. Strenge geometrische Formen waren während dieser Zeit vorherrschend.