13.10.2022
Wohnwagon - Was brauchen Sie für ein unabhängiges Leben?
Seit 8 Jahren ist das Team des Wohnwagons auf Spurensuche nach konkreten Lösungen – raus aus dem Wahnsinn unserer Zeit. Altes Wissen, neue Ideen, quergedachte Ansätze – Ideen finden und umsetzen!
Text von Lilian Amina Derndler, BA, Content Management
Autarke Energieversorgung, geschlossene Kreisläufe, Bio-Toiletten, die Reduktion auf das Wesentliche und neue Formen von Gemeinschaft. Das Konzept klingt nicht nur wahnsinnig spannend, sondern bildet auch zur Realität von morgen ab. Auf der „Bauen+Wohnen“ Wien hält Gründerin Theresa Mai drei spannende Vorträge zu den Themen
- Stromautarkie – Erfahrungen aus 10 Jahren Autarkiegeschichte
- Wohnen auf 30m2 – der Luxus der Reduktion
- Wasserkreisläufe für das Zuhause
Außerdem betreut Wohnwagon den Stand A-0213 in der Halle A und wird all Ihre Fragen ausführlich beantworten.
Photovoltaik-Anlage
(c) Wohnwagon
Wohnwagon in der Natur
(c) Wohnwagon
Tiny-House
(c) Wohnwagon
RX Austria & Germany: Wie ist die Vision des Wohnwagons entstanden?
Theresa Mai: Wir sind der Überzeugung, dass wir in der Baubranche einen unglaublichen Hebel haben für den Wandel, den wir als Gesellschaft dringend brauchen. Gebäude gestalten unser Sozialverhalten, wirken auf unsere Gesundheit, unsere Mobilität uvm. Daher bauen wir Häuser, die konkrete Lösungen zeigen: Autarke Versorgung mit erneuerbaren Energien anstatt Abhängigkeit von internationalen Energiekonzernen, die mit unserer warmen Wohnung Politik machen und spekulieren. Naturbaustoffe aus der Region, die gut tun, reparierfähig sind und keine Entsorgungsprobleme für die nächsten Generationen hinterlassen. Reduktion auf das Wesentliche statt riesiger, repräsentativer Gebäude, für die man dann jahrzehntelang den Kredit abstottern muss. Das steckt hinter Wohnwagon! Mit diesen Gedanken haben wir vor 10 Jahren begonnen, Häuser zu bauen. Mittlerweile hat unser Unternehmen 43 MitarbeiterInnen, wir errichten 50 Häuser pro Jahr, klein aber fein mit autarker Versorgung. Die Projekte haben 25-90 m2, versorgen sich mit dem eigenen Sonnenstrom und haben dank dem konsequenten Einsatz von Naturbaustoffen ein hervorragendes Raumklima.
Blackout – ein Thema, das viele Menschen aktuell sehr beschäftigt. Welche Grundausrüstung empfehlen Sie?
Die wichtigste Frage ist, wie man die Grundbedürfnisse auch bei einem Stromausfall einige Tage lang abdecken kann. Dabei geht’s meist um die Heizung, ein funktionierendes Wasser- und Abwassersystem und eine grundlegende Stromversorgung für die Basics. Der Klassiker ist natürlich der Holzofen, vielleicht sogar mit Kochfunktion, der für eine wohlige Wärme sorgen kann. Bio-Toiletten funktionieren als unkomplizierte Abwasserlösung und können auch für die Stadt eine Option für den Notfall sein. Mobile Stromspeicher wie der „Bluetti“ eignen sich als eine gute Notfallversorgung und können aus verschiedenen Quellen (Stromnetz, Generator, Photovoltaik-Module) geladen werden. Auch wichtig: Für Trinkwasservorräte sorgen!
Mit welchen simplen Hacks kann man der Autarkie auch in einer Stadtwohnung ein Stück näherkommen?
Autarkie beginnt immer bei der Frage: Was brauchen Sie eigentlich? Der erste und wichtigste Schritt ist die Reduktion des Verbrauchs und die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema. Selbst kochen zu können und zu wissen, wie Sie Lebensmittel lagerfähig machen können, sind auch in der Stadt wertvolle Grundkenntnisse, die auch gleichzeitig das Leben bereichern. Denn Autarkie darf stark machen und sich gut anfühlen: „Hei! Ich kann das selbst. Wie genial!“ Als nächsten Schritt gibt’s dann natürlich technische Lösungen: Balkonkraftwerke mit integriertem Speicher, mobile Stromspeicher, Wasserfilterflaschen, Bio-Toiletten, Wurmkomposter, Campingkocher mit Holzvergasung wie der BioLite Camp Stove – lauter Lösungen, die man sich auch für die Stadtwohnung überlegen kann!
Das komplett wasserautarke Haus in der Schweiz besteht seit 2017. Sieht so die Zukunft des Bauens aus? Wohin geht der Trend für Sie?
Das wasserautarke Haus war ein Pionierprojekt, mit dem wir zeigen wollten, wie weit man gehen kann. Es soll Mut machen: Die Lösungen sind alle da! Vor auf dem Thema Wasser wird in naher Zukunft ein gestiegener Fokus liegen. Die Grundwasserspiegel sinken und das blaue Gold wird auch in unseren Breiten eine immer wichtigere Rolle spielen. Mit unseren Projekten zeigen wir, welche Lösungen es geben könnte, um Wasser am Grundstück zu halten, Grauwasser besser zu nutzen und Regenwasser aufzubereiten. Auch neue Abwasserlösungen wie die Bio-Toilette sind auf dem Vormarsch.
Reduktion auf das Wesentliche: Was würden Sie angehenden Häuslbauern empfehlen?
Wir beginnen jede Planung mit der Frage, was für unsere Kunden gutes Wohnen ausmacht. Dabei geht es um die Funktion der Räume und um das menschliche Bedürfnis, nicht unbedingt um die Quadratmeter und die Anzahl der Räume! Auch wichtig: Die Natur als Wohnraum mit einzubeziehen. Mit intelligenter Außengestaltung schafft man sich geschützte Bereiche, die einen Großteil des Jahres als erweiterter Wohnraum dienen können: Outdoor-Küche, Garten-Office, Sitzplätze und Couch im Grünen – im Außenbereich lassen sich oft wunderbare Wohnlösungen gestalten zu deutlich geringeren Quadratmeterpreisen. Auch die Frage, WIE ich bauen möchte, spielt eine große Rolle. Nachverdichtung und neue Nachbarschaften sind Zukunftsthemen, mit denen wir uns immer mehr beschäftigen: Wie können wir vorhandene Ressourcen besser nutzen, sodass nicht jeder alles für sich anschaffen muss? Mit Tiny Häusern entstehen da oft spannende neue Konstellationen von Wohngemeinschaften, in denen trotzdem jeder seinen individuellen Freiraum hat.
Was können sich unsere Leser unter dem Begriff Modulhaus vorstellen? Welche Vorteile bietet es?
Modulares Bauen ist eine unglaublich charmante Lösung, denn es reduziert die Baustellenzeit drastisch. Anders als im Fertigteilbau werden nicht nur Wand-Elemente vorproduziert, sondern komplette Module, meist schon mit Fußboden und Inneneinrichtung. Der Kran versetzt die Module, die auf der Baustelle nur noch verbunden werden. Nach wenigen Tagen ist das Haus einzugsfertig. Für alle, die sich nicht monatelang mit der Koordination verschiedenster Gewerke herumschlagen wollen, eine genial-einfache Lösung. Auch spannend: Man kann mit einem Basismodul starten und, wenn die Familie wächst, weitere Module andocken.
Worin sehen Sie die Vorteile von Veranstaltungen wie der „Bauen+Wohnen“ Wien?
Für uns ist die `Bauen+Wohnen´ Wien eine tolle Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen. Mit unseren innovativen Lösungen wollen wir einerseits inspirieren und Diskussionen rund um die Zukunft des Wohnens anstoßen, andererseits ist die Messe auch eine Gelegenheit, selbst wieder neue Ideen zu tanken und sich mit Partnern auszutauschen. Wir freuen uns auf vier spannende Messetage!
Stromautarkie - Worin sehen Sie die Vorteile? Welche Grundausstattung benötigt man?
Für autarke Stromversorgung setzen wir auf Sonnenenergie. Man benötigt eine Inselanlage mit Photovoltaik-Modulen, Laderegler, Wechselrichter und eine Batterie, wobei es natürlich bei der Auswahl und der Zusammenstellung der Komponenten viel zu beachten gibt. Die entscheidende Frage ist auch hier, welchen Zweck das System erfüllen soll: Eigenversorgung oder Einspeisung? Black-Out Sicherheit? Möglichst ökologische Energieproduktion? Je nach Projekt konzipieren wir die passende Lösung für unsere Kunden. Die Vorteile sind ganz klar: Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit, eine ökologische Stromproduktion und eine engere Verbindung mit der Sonne im Alltag: Man freut sich jedes Mal, wenn ein Sonnenstrahl auf die Module trifft, und man weiß: Ich erzeuge grad meine eigene Energie!
Herzlichen Dank für das Gespräch!
"Bauen+Wohnen" Wien 10.-13.11.2022, Messe Wien
Wohnwagon
Stand A-0213